Nach Ende des 2.Weltkrieges befanden sich im Wagenbestand der Deutschen Bundesbahn zahlreiche ältere 2- und 3-achsige Personenwagen, die teilweise in schlechtem Zustand waren oder infolge des Krieges stark beschädigt waren. Die Wagen hatten meistens einen veralterten Holzaufbau, es handelte sich z.B. um 3-achsige, Länderbahn-Abteilwagen, aber auch um die erste Generation der Donnerbüchsen, die noch mit Holzaufbau ausgestattet waren.
Da man zu diesem Zeitpunkt dringend einsatzfähige Personenwagen brauchte, die Waggonindustrie aber nicht so schnell liefern konnte, entschloß man sich, auf den noch gut erhaltenen Untergestellen dieser Wagen neue Wagen aufzubauen, was von Ausbesserungswerken der DB ausgeführt wurde.
Hierzu wurden die Untergestelle vereinheitlicht: bei 2-achsigen Wagen wurde eine dritte Achse eingebaut, der Achsstand wurde bei allen Wagen auf 2 x 3.750 mm vereinheitlicht. Die Untergestelle wurden durch verlängern oder verkürzen auf eine einheitliche Länge von 13,3 m gebracht.
Außerdem wurden bei den äußeren Achsen aller Wagen lange Schaken ins Laufwerk eingebaut, die das Laufverhalten verbesserten.
Die Bremsen wurden in der Regel belassen, so sind unter den Wagen Bremsen der Bauart W-P, K-P oder Kk-P montiert. Bei einigen Wagen wurden auch neue Bremsen der Bauart KE-P montiert. Alle Bremsen wirken dabei nur auf die beiden äußeren Radsätze. Zusätzlich sind alle Wagen mit einer aus dem Vorraum zu bedienenden Handbremse ausgerüstet.
Die Wagen wurden jeweils pärchenweise mit einer festen Kupplung verbunden, so konnten die Laufeigenschaften verbessert werden und eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h zugelassen werden.
Der alte Wagenkasten wurde komplett entfernt und jeweils durch eine geschweißte Neukonstruktion ersetzt. Der neue Wagenkasten überragte das Untergestell ein Stück und endete daher über den Puffern (von den Behelfspersonenwagen MCi-43 übernommen). Die Wagenkästen waren komplett isoliert, im Inneren waren sie mit Hartfaserplatten verkleidet, diese waren an den Wänden mit Kunstledertapete bezogen.
An allen Wagenkästen befanden sich an jedem Wagenende Einstiegsdrehtüren (später wurden auch Drehfalttüren eingebaut). Die Übergänge zum Nachbarwagen waren durch Gummiwülste geschützt. Lief ein Wagen am Zugschluss, so konnte der Übergang durch ein Rolltor verschlossen werden (da die Wagen pärchenweise liefen, war je Einzelwagen nur ein Rolltor erforderlich), außerdem waren für diesen Fall elektrische Zugschlußlampen in der Stirnwand eingebaut.
Die Fenster waren als Übersetzfenster ausgeführt (von den Behelfspersonenwagen MCi-43 übernommen), sie konnten entweder komplett geöffnet oder verschlossen werden und waren 1.000mm breit.
Die Wagen waren mit elektrischer Dynamobeleuchtung ausgerüstet, die Beleuchtung erfolgte über Leuchtstoffröhren. Um eine größere Ausfallsicherheit zu gewährleisten, waren die Beleuchtungsanlagen von 2 Wagen eines Pärchens „über Kreuz“ geschaltet, d.h. fiel die Beleuchtung eines Wagens aus, konnte in beiden Wagen noch die Hälfte der Lichter brennen.
Die Belüftung der Wagen erfolgte über an der Stirnseite angebrachte Lüfter (wie bei den Behelfspersonenwagen MCi-43) Da bei den kombinierten Wagen 2. / 3. Klasse (s.u.) im Inneren nicht 2, sondern 3 abgetrennte Räume sind, war hier für das mittlere Abteil (Raucherabteil) zusätzlich ein Lüfter der Bauart Kuckuck montiert.
Alle Wagen verfügten über eine Hochdruckklappen- dampfheizung, einige Wagen waren zusätzlich mit elektrischer Heizung ausgerüstet.
An einem Ende des Wagens befand sich jeweils eine Toilette mit Waschgelegenheit. Für die Wasserversorgung war über der Toilette ein Wassertank vorhanden.
Um die Wagen auch in Wendezügen einsetzen zu können, waren einige Wagen mit Wendezugsteuerleitung ausgestattet.
Es wurden 3 verschiedene Wagentypen gebaut:
reiner 3. Klasse-Wagen, C3yg -/54 *
Zwischen 1954 und 1958 wurden insgesamt ca. 4.700 Wagen dieser Gattung (um-)gebaut. Im Inneren waren neben 2 Einstiegsräumen je am Wagenende eine Toilette (hinter dem einen Einstiegsraum) eingebaut, dahinter befand sich ein Raucher- und ein Nichtraucherabteil 3. Klasse mit zusammen 62 Sitzplätzen.
Bei den Sitzbänken handelt es sich um kunstlederbezogene Polstersitze mit der Sitzteilung 2 + 3, auf Arm- und Kopflehnen wurde aus Platzgründen verzichtet.
1956 wurden die Wagen im Rahmen der Klassenreform zu 2. Klasse-Wagen als B3yg -/54 umgezeichnet. Ab Mitte der 60er-Jahre wurden die Wagen als B3yg 761 bezeichnet, einige Wagen erhielten eine computergerechte Wagennummer, andere behielten auch weiterhin ihre alte Betriebsnummer.
kombinierter 2. / 3. Klasse-Wagen, BC3yg -/54 *
Zwischen 1954 und 1958 wurden insgesamt ca. 1.100 Wagen dieser Gattung (um-)gebaut. Im Inneren waren neben 2 Einstiegsräumen je am Wagenende eine Toilette (hinter dem einen Einstiegsraum) eingebaut, dahinter befand sich ein Raucherabteil 3. Klasse mit 24 Sitzplätzen sowie je ein Raucher- und Nichtraucherabteil 2. Klasse mit zusammen 24 Sitzplätzen.
Bei den Sitzbänken handelt es sich in der 3.Klasse um kunstlederbezogene Polstersitze mit der Sitzteilung 2 + 3, auf Arm- und Kopflehnen wurde aus Platzgründen verzichtet.
In der 2.Klasse waren stoffbezogene Sitzbänke mit der Sitzteilung 2 + 2 mit Arm- und Kopflehnen montiert.
1956 wurden die Wagen im Rahmen der Klassenreform zu 1. / 2. Klasse-Wagen als AB3yg -/54 umgezeichnet. Ab Mitte der 60er-Jahre wurden die Wagen als AB3yg 756 bezeichnet, die Wagen behielten weiterhin ihre alte Betriebsnummer.
kombinierter 2. Klasse- / Gepäckwagen, CPw3yg -/54 *
Zwischen 1955 und 1958 wurden insgesamt ca. 700 Wagen dieser Gattung (um-)gebaut. Im Inneren waren neben 2 Einstiegsräumen je am Wagenende eine Toilette (hinter dem einen Einstiegsraum) eingebaut, dahinter befand sich ein Abteil 3. Klasse mit 24 Sitzplätzen, gefolgt von einem Packabteil (von außen durch Falt-Ladetüren zugänglich, ausgestattet u.a. mit Fahrradhaltern) und einem Zugführerabteil. Im Zugführerabteil waren 2 Sitze mit Schreibgelegenheiten vorhanden, außerdem gab es hier 2 Stirnwandfenster, um dem Zugführer sowie dem Packmeister einen besseren Überblick zu gewähren.
Bei den Sitzbänken handelt es sich in der 3.Klasse um kunstlederbezogene Polstersitze mit der Sitzteilung 2 + 3, auf Arm- und Kopflehnen wurde aus Platzgründen verzichtet.
1956 wurden die Wagen im Rahmen der Klassenreform zu 2. Klasse-Wagen als BPw3yg -/54 umgezeichnet. Ab Mitte der 60er-Jahre wurden die Wagen als BD3yg 766 bezeichnet, die Wagen behielten weiterhin ihre alte Betriebsnummer.
* Wagen mit el. Heizung: …3yge -/54; Wagen mit Wendezug-Steuerleitung: …3ygb -/54; Wagen mit beiden Merkmalen: …3ygeb -/54
Die Wagen waren von vorn herein auf eine recht kurze Nutzungsdauer konzipiert worden. Ende der 60er-Jahre standen dann ausreichend 4-achsige, komfortable Neubau-Nahverkehrswagen (Silberlinge) zur Verfügung, sodass mit ersten Ausmusterungen begonnen wurde. Später wurde die Geschwindigkeit von Nahverkehrszügen auf Hauptstrecken auf 120 km/h angehoben, da die 3-achsigen Umbauwagen nur für 100 km/h zugelassen waren, beschleunigte dieser Umstand ihre Ausmusterung. Die letzten 3-Achser wurden Mitte der 80er-Jahre ausgemustert.
Viele Wagen wurden nach ihrer Ausmusterung zu Bahndienstwagen umgebaut, z.B. als Wohnwagen oder Wohnwerkstattwagen oder sogar zum Waschduschwagen oder Aufenthaltswagen.
Bei diesen Umbauten wurden die Pärchen meistens getrennt, wobei ein Übergang einfach zugeschweißt wurde. Die Wagen bekamen eine 380 V Stromdurchgangsleitung sowie eine Wasserdurchgangsleitung eingebaut, nach Bedarf wurden Fenster zugeschweißt oder Ladeöffnungen mit Rolltoren eingebaut. Sollten Fenster verbleiben, wurden sie teilweise gegen neue Bauarten ausgetauscht, da die alte Fensterbauart zu Undichtigkeit neigte, teilweise wurden in diesem Zuge auch Rollläden installiert. Die Inneneinrichtung wurde dem jeweiligen Zweck angepasst, häufig wurde eine Ölheizung eingebaut (als Einzelofen oder Zentralheizung), teilweise wurden die Toiletten beibehalten und mit einem Abwassertank ausgestattet.
Einige dieser Wagen sind noch heute im Einsatz, jedoch werden diese Bahndienstwagen zur Zeit verstärkt ausgemustert.
Anstrich der Wagen:
Anfangs waren die Wagenkästen flaschengrün, die Untergestelle und Beschlagteile schwarz und das Dach weißaluminium lackiert. Ab 1958 wurden die Wagenkästen chromoxidgrün lackiert, die Dächer ab 1964 umbragrau.
Bei Bahndienstwagen wurde ab Mitte der 70er-Jahre der Wagenkasten ozeanblau lackiert, die Untergestelle grau.
Betriebsnummern:
Die Wagen wurden entsprechend dem seit 1930 geltenden Nummernplan nummeriert, er sah 5-stellige Betriebsnummern für Personenwagen und für Gepäckwagen 6-stellige Betriebsnummern vor, die Wagen wurden entsprechend bezeichnet. Aus den ersten 2 bzw. 3 Ziffern der Nummer konnte man ungefähr auf die Bauart schließen (z.B. 3.-Klasse-Wagen), die letzten 3 Ziffern wurden fortlaufend vergeben. Die Ortsbezeichnungen hinter der Gattung gaben die Direktion an, in der der Wagen stationiert war (z.B. Münster für in Osnabrück stationierte Wagen).
Bei den meisten 3-Achsern blieben diese Betriebsnummern bis zum Ende der Dienstzeit der Wagen erhalten, auch wenn ab 1966 alle anderen Wagen neue, computergerechte Betriebsnummern erhielten, liefen die 3-Achser teilweise mit den alten Betriebsnummern weiter, nur einige Wagen erhielten neue Betriebsnummern.
Bahndienstwagen erhielten entsprechend neue Nummern.